Letzten Sonntag fand meine Dernière statt. Zum 28. und letzten Mal habe ich „Die kleine Schwester von Nett“ gezeigt, mein kleines Stück zum Thema People Pleasing.
Was vor über zwei Jahren noch ein Bündel zarter Ideen war, durfte durch die Regiearbeit von Magda Leeb, ein Arbeitsstipendium des BMKÖS und viel Zuspruch aus dem Publikum zu meinem zweiten abendfüllenden Programm reifen.
Das hat manchen gefallen, manchen nicht. Mittlerweile glaube ich, es ist eine Berufskrankheit von Humorkünstler:innen, sich permanent missverstanden zu fühlen. Vielleicht ist es auch einfach dieses krankhafte People Pleasing selbst, das einen die negativen Kommentare überbewerten und das positive Feedback ganz hinten ins Nachtkästchen stellen lässt.
Denn es waren viele Abende, die mir das Gefühl gaben, eine Verbindung herzustellen, die nicht an der Bühnenkante endet. Das motiviert mich weiterzumachen. Es sind auch ein paar sehr nette Kritiken dabei herausgekommen, hier ein Auszug:
- „Eh gar nicht so zärtlich, (…) ein sehr unterhaltsamer Abend über die Sorgen und Freuden der Mittelschicht“ (Veronika Schmidt, Die Presse)
- „Geht mit großer Kompetenz und Komik der österreichischen Seele auf den Grund“ (Stefan Elsbacher, FM4)
- „Der Tiroler mit dem besten Humor der Stadt, (…) eine humoristische und musikalische Performance“ (Julia Baschiera, Ö1 Contra)
- „Amüsante Einblicke in den Alltag eines Menschen, der es mit den anderen immer gut meint“ (Madeleine Geosits, ORF Aktuelle Kultur)
- „Gediegen, rund, humorvoll, mit viel Tiefgang“ (Georg Seiler, XTRA! Österreichs größtes queeres Magazin)
Die schönste Kritik kam allerdings sehr überraschend. Wie alle wissen, die das Programm gesehen haben, bin ich ein Sucker für Psychotherapie. Nach einem Erstgespräch fragte mich eine neue Therapeutin neulich, ob ich ein Problem damit hätte, käme sie weiterhin zu meinen Kabarettabenden. Sie würden ihr sehr gut gefallen. Was will ich mehr? Spar‘ ich mir 130 Euro!
Herzlichen Dank auch an dieser Stelle an die Homebase Niedermair, vor allem für die tollen Termine am Freitag. Ich schätze dieses Vertrauen sehr. Mein nächstes Programm heißt „Erinnerungen haben keine Häuser„. Schon der Titel zeigt: Es wird mein Angebot an die Hochkultur. Ich freue mich, es im Herbst 2024 erstmals zu präsentieren.
Hier noch einmal, worum es in „Die kleine Schwester von Nett“ ging:
Josef ist sehr nett. Da kann man nichts sagen. Wer nett ist, macht sich wenig Feinde. Deshalb sind Nette laut Studien auch glücklicher als weniger Nette. Nettsein, fünf von fünf Sternen. Ausschlafen ist nett, Netflix ist überwiegend nett und Österreich ist nett seit 1945.
Trotzdem sagen manche, Nett wäre die kleine Schwester von Scheiße. Auch Josef fragt sich:
Wenn nett sein so toll ist, warum steht es dann in keiner Stellenausschreibung? Was bedeutet es, wenn sogar Banken zu einem nett sein wollen? Ab wann ist nett die große Schwester von Nett?